WAS IST EINE “FUNKTIONSSTÖRUNG IM KAUORGAN” ODER “CMD”?

 

Funktionsstörungen des Kauorgans (auch Craniomandibuläre Dysfunktion, “CMD”) und deren Symptome treten bei ca. 80 % einer jeden Bevölkerung auf. Die Betroffenen leiden hierbei häufig unter massiven Schmerzen im Bereich der Kiefer und des Kopfes, sowie einer Einschränkung der Beweglichkeit des Unterkiefers. Oft treten auch Gelenkgeräusche auf – ein Knacken oder Reiben im Kiefergelenk. Verspannungen im Kopf-, Hals- und Nackenbereich, Kopfschmerzen, Ohrgeräusche (Tinnitus), Schwindelgefühl, oder sogar Sehstörungen können Folgen einer Funktionsstörung sein. Ein häufiges Symptom ist das "Zähneknirschen" oder "-pressen". Ein übermäßiger Abrieb von Zahnsubstanz an den Kauflächen der Zähne (“Abrasion”) ist auch ohne subjektive Beschwerden immer ein klarer Hinweis auf ein Ungleichgewicht und eine Funktionsstörung im Kausystem.

 

Ein Kiefergelenkknacken kann verschiedene Ursachen haben. Auch wenn nicht alle solchen Knackgeräusche einer Therapie bedürfen, kann ein Knacken im Kiefergelenk häufig ein Hinweis auf eine Erkrankung sein, die eine schnelle sowie gezielte Behandlung erfordert, um ein Fortschreiten mit bleibenden Schäden zu verhindern. Ohne Therapie kann es langfristig zur beträchtlichen Einschränkung der Kieferbeweglichkeit bis hin zur vollständigen “Kieferklemme” (eine Mundöffnung ist nur noch geringfügig oder gar nicht mehr möglich) und dauerhaften, starken Schmerzen kommen. 

 

WIE WIRD EINE “FUNKTIONSSTÖRUNG” ERKANNT UND BEHANDELT?


Die Funktionsdiagnostik ist das wesentliche Element für das Erkennen und Behandeln von Funktionsstörungen. Sie wird in unserer Praxis nach den Richtlinien der zahnärztlichen Fachgesellschaften und mit langjähriger klinischer Erfahrung durchgeführt. Ausschlaggebend sind hierbei eine ausführliche Anamnese sowie eine präzise Untersuchung des gesamten Mund- und Kopfbereichs mit den angrenzenden anatomischen Strukturen, die von Funktionsstörungen betroffen sein können. Besonders für die manuelle Untersuchung des Kiefergelenks und dessen Beweglichkeit braucht der Zahnarzt spezifische Kenntnisse im Bereich der komplexen anatomischen Strukturen der Kiefergelenke, deren Bewegungsbahnen und des angrenzenden Muskelsystems. Auch Gelenkgeräusche müssen hierbei erkannt und ausgewertet werden.

 

Zusätzlich zur Untersuchung kommen zur diagnostischen Abklärung bildgebende Verfahren zum Einsatz. Hierbei eignen sich Röntgenaufnahmen sowie MRT (Magnetresonanztomographie)-Aufnahmen. Im Zusammenwirken dieser bildgebenden Verfahren, können Knochen- und Weichgewebsstrukturen optimal dargestellt und analysiert werden.

 

Entzündliche oder degenerative Erkrankungen des Kauorgans können im Rahmen dieser Funktionsdiagnostik erkannt werden, so dass eine gezielte, ursachengerichtete Therapie erfolgen kann.

 

Zur Analyse der Zahnformen und der Lage des Ober- und Unterkiefers zueinander (“Biss”) werden Kiefermodelle angefertigt. Diese werden mit Hilfe eines hochpräzisen „Zentrikregistrats“ in einem externen Bewegungssimulator, einem „Artikulator“, montiert. Auf Basis der erhobenen Befunde und Messdaten wird schließlich die genaue Behandlungsplanung erstellt. 
 

Um eine therapeutische Kieferposition (“neue, beschwerdefreie Biss-Situation”) zu erreichen, wird in unserem hauseigenen Zahntechniklabor auf den Kiefermodellen eine diagnoseabhängig angefertigte Aufbissschiene (Okklusionsschiene) angefertigt. Diese Aufbissschiene muss bei ausgeprägten Befunden bzw. Beschwerden häufig ganztags (24-stündlich) getragen werden, um eine langsame Veränderung, das heißt Regeneration, der Strukturen im Kieferbereich bis hin zur Beschwerdefreiheit zu ermöglichen. In der Regel ergibt sich schnell eine deutliche Besserung der Beschwerden. Die Dauer der Schienentherapie hängt vom ursprünglichen Befund ab und variiert üblicherweise zwischen mehreren Monaten bis hin zu einem Jahr Tragedauer. Die Muskelentspannung und Regeneration die im Laufe dieser Tragezeit eintritt führt wiederum zu stetigen kleinen Veränderungen des “Bisses” und den Zahnkontakten auf der Schiene. Diese muss daher regelmäßig überprüft und angepasst werden, bis sich eine konstante Situation entwickelt hat, die sog. ``therapeutische Kieferrelation``. Schließlich kann der mit dem Aufbissbehelf erreichte, ideale “Biss” an den natürlichen Zähnen, beispielsweise durch Korrekturen der Zahnform, durch kieferorthopädische Hilfsmittel oder restaurative Maßnahmen, dauerhaft gesichert und damit eine dauerhafte Beschwerdefreiheit erhalten werden. Eine Schiene wird dann nicht mehr oder nur noch nachts (als Schutzmaßnahme) getragen. 

 

WAS MACHT DIE BEHANDLUNG, WIE WIR SIE PRAKTIZIEREN, SO BESONDERS? 


Eine rein symptomatische Therapie, wie sie sehr häufig Anwendung findet, erfordert lebenslange Maßnahmen (z.B. Physiotherapie und die Einnahme von Medikamenten) und führt lediglich zu einer Milderung der Beschwerden, aber nicht zu einer dauerhaften Beseitigung der Ursachen der Beschwerden. Hingegen führt unsere ursachengerichtete (kausale) Therapie, zum Langzeiterfolg einer Behandlung und dauerhafter Beschwerdefreiheit. Ein Fortschreiten der Erkrankung mit unwiderruflichen strukturellen Veränderungen kann somit verhindert werden.

 

Zusammengefasst gliedert sich diese kausale Therapie immer in eine Phase der Vorbehandlung und eine definitive Phase, deren Ziel die vollständige Wiederherstellung der Funktion und Struktur (Rehabilitation) des Kauorgans ist. Die Therapie ist hierbei individuell sehr unterschiedlich und erfordert mitunter auch die Einbeziehung anderer Fachdisziplinen wie Orthopädie, Physiotherapie, Osteopathie und Neurologie. Eine „normale“, d.h. ungestörte Funktion des Kauorgans und dauerhafte Beschwerdefreiheit ist nur bei erhaltenen oder anatomisch und physiologisch korrekt wiederhergestellten Strukturen (“scharfe Zähne”, korrekte Stellung, gleichzeitiges und gleichmäßiges Zusammentreffen aller Zähne beim Zusammenbeißen, etc.) möglich.

 

Wenn Sie Fragen zum Thema CMD, Funktionsdiagnostik und Funktionstherapie haben, sprechen Sie uns 
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